Im Zentrum eines mit Wasser gefüllten Raumes liegt eine Insel. Diese Insel besteht aus einzelnen Holzkuben die mit Stoff bezogen sind. Diese haben ihren formalen Ursprung in Vitrinenarchitekturen, wie man sie aus archäologischen Sammlungen und kunsthistorischen Museen kennt. Auffällig ist, daß die Kuben nicht recht zusammenpassen. Zwischen ihnen tuen sich Lücken auf, oder sie sind ungelenk ineinander verzahnt und erzeugen schattige Unterhöhlungen. Trotzdem ergeben sie zusammengestellt und vom Wasser umgeben das Bild einer steinernen, architektonisch anmutenden Insel. Genau wie diese konstruierte Insel funktioniert auch das menschliche Gedächtnis, das immer mit dem Prozess des Ein-Bildens verbunden ist. Im Gedächtnisspeicher wird ein Bild erzeugt, das fragmentarisch zusammengesetzt, ein Ganzes ergibt und Erinnerungsbild für ein Ereignis ist. Dieses Einbild wird zum Abbild für eine Erinnerung. Auch eine Insel ist nur als Bild wahrnehmbar. Solang man sich auf einer Insel aufhält, gibt es keine Gewissheit, ob man sich tatsächlich auf einer Insel befindet. Die räumliche Entfernung ist notwenig, um eine Insel zu erkennen. So ist auch die inselartige Skulptur nicht umgehbar, sondern nur von einem Steg aus der Distanz als Bild zu betrachten, unerreichbar, wie die Erinnerung an etwas Vergangenes.
Auch ein herkömmliches Souvenir soll als stark komprimiertes Bild eine Gedächtnisstütze sein. Reduziert auf ein einfaches Abbild, ist es gleichzeitig ein Schritt zum Vergessen, und trotzdem giert der Mensch nach selbstgemachten Souvenirs, wie etwa Fotografien oder gekauften, wie Schlüsselanhängern, wenn er etwa auf Reisen ist, da er unaufhörlich dem Vergessen entgegenarbeitet. Ich ließ für meine Installation »Das Souvenir« Stocknägel mit dem Motiv meiner Insel prägen, die vor dem Ausstellungsraum in einer Vitrine präsentiert wurden und erworben werden konnten. Der adäquate Wanderstab lehnt DeChirico-gleich als Verweis auf die Abwesenheit des reisenden Menschen an der minimalen Skulptur.
THE SOUVENIR
In the centre of a flooded room there is an island. It consists of several fabric-covered wooden cubes, which are reminiscent of a cabinet architecture mostly found in archeology or history museums/environments. Remarkably, the cubes don’t really match each other. There are either gaps between them or they only interlock in awkward ways, thus creating shadowy clefts and cracks.
Nevertheless, amidst the water they altogether form the image of a rocky, architectural isle. The human memory works just like such a constructed island. Put together from fragments, the mind creates a memory image representing something past. Like this, an imagination becomes an image. An island, too, is only perceptable as an image,
A spacial distance is necessary to be able to perceive the characteristic isolation of an island. According to this the sculpural isle cannot be walked around, it can only be looked at from a distant point of view standing on a jetty. It becomes unreachable, like a memory of something in the past.
In the same way an ordinary souvenir is meant to be a memory hook, although its compressed imagery already takes a step towards oblivion. Anyway, people, when they are travelling, lust for souvenirs - whether selfmade, like photographs, or industrially produced ones, such as key charms - only to counteract the process of forgetting.
For my installation »The souvenir« I had metal badges embossed, that are meant to be nailed onto a wandering stick, in an old-fashioned German tradition. These were presented and for sale in front of the exhibition room in a special cabinet. One of the matching wandering sticks leant next to the island sculpture, as a reference to the the traveller’s absence.